Start Chemnitz Internationales Breakdance Battle kommt wieder
Artikel von: Judith Hauße
10.06.2024

Internationales Breakdance Battle kommt wieder

Da steht Chemnitz Kopf: das beliebte Breakdance-Format “Soul Expression” ist zurück im Kraftwerk. Foto: Soul Expression

Warum die “Soul Expression” nach neun Jahren zurückkehrt

Eines der angesagtesten Breakdance- und Hip Hop Events Deutschlands, die Soul Expression kehrt zurück. Neun Jahre ist die letzte Auflage des in seiner Art einzigartigen Chemnitzer Formats her. Für einen Abend soll es nun am 15. Juni im Rahmen des Internationalen „Tanz|Moderne|Tanz“ Festivals noch einmal Tänzer und Akteure aus ganz Europa zusammenbringen. Dennis Weyreder, selbst Profitänzer in der Breaking-Szene, übernahm die Organisation – ein Erbe, vor dem er großen Respekt hat, ihn aber dennoch besonders stolz macht. Dass die Soul Expression noch einmal stattfinden wird, sei allerdings nicht nur ein großer Wunsch von ihm, wie er im Gespräch mit regionalspiegel verrät.

“Soul Expression” mit Nostalgie-Charakter

Im Chemnitzer Tanzstudio „Room Hip Hop Spot“ auf der Bernsdorfer Straße herrscht trotz moderner Einrichtung immer auch ein Hauch Nostalgie. Ein Buch auf dem Tisch im Eingangsfoyer zeigt die Chemnitzer Breakdance – und Hip Hop Geschichte. Darin zu sehen sind Bilder und Beiträge aus der Anfangszeit von 1997 – dokumentiert bis 2015. „Das letzte Jahr der Soul Expression in Chemnitz“, erinnert sich Dennis Weyreder.

Dennis Weyreder alias „Denzko“ blättert durch die Breakdance und Hip-Hop Geschichte in Chemnitz. Foto: Judith Hauße

Der 28-Jährige – in der Breaking-Szene bekannt als „Denzko“ – hat sich der Leidenschaft für Breakdance bereits in jungen Jahren verschrieben. „Ich habe mich durch zahlreiche Sportarten durchprobiert bis ich damals im Küchwald einen Auftritt einer Breakdance-Gruppe gesehen habe, mir kurz daraufhin ein Training angeschaut habe und dann beim Breaking hängen geblieben bin“, sagt er.

Auch und gerade weil in der Chemnitzer Breakdance-Szene ein besonderer Zusammenhalt bestehe, war diese Entscheidung bis heute die richtige, erzählt er. „Es gibt eine Philosophie, die nicht festgeschrieben ist, aber an die sich alle orientieren. Hier bist du das 24/7“, erinnert er sich an seine Anfänge. „Ich habe das zunächst nie richtig verstanden, bis ich gemerkt habe, hier herrscht ein freundschaftliches Miteinander, das gleichzeitig auch immer kämpferisch ist und darauf bedacht, das Maximum aus sich selbst und seiner Leistung herauszuholen.“

Zurück zu den Wurzeln

Wenn es um die Soul Expression geht, fällt bei Dennis Weyreder sofort ein Name: Petra Schuster – eine ehemalige Sozialarbeiterin im Kraftwerk, die sich vor vielen Jahren den Breakdancern in Chemnitz angenommen hat. „Bei allen war sie bald nur noch als „Breakdance-Mutti“ bekannt“, lacht Dennis, der ihr ebenfalls viel zu verdanken habe, wie er meint. „Sie legte mit ihrem unermüdlichen Engagement unter anderem den Grundstein dafür, dass wir Profi-Tänzer werden konnten.“ Sie sei außerdem das Herz der Soul Expression gewesen, in die der junge Tänzer über die Jahre immer mehr in die Organisation und Moderation herangeführt wurde. Als Petra Schuster in den wohlverdienten Ruhestand vor neun Jahren ging, war allerdings auch Schluss mit der Soul Expression. Ein Fortführen der bis dato seit 2002 bestehenden Veranstaltung ohne die Breaking-Seele des Hauses sei jedoch für alle undenkbar gewesen, meint Dennis. „Wir hätten es nie in dem Ausmaß, wie sie es organisiert hat, auf die Beine stellen können.“

Petra Schuster sei eine Institution für sich gewesen. „Sie hat da so viel Herzblut hineingesteckt, hat Förderanträge gestellt, Flyer gestaltet, sich um die Teilnehmeranträge gekümmert – das alles ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Davor haben wir großen Respekt.“
Zwar gab es über die Jahre hin und wieder mehrere kleinere Events, doch das größte Breaking-Treffen Ostdeutschlands war nie richtig aus den Köpfen. „Teilnehmer aus ganz Europa fragen noch immer nach dem Event.“ Der Kontakt zu ihnen sei nie abgebrochen. „Allein schon nicht aufgrund unserer internationalen Auftritte. Die Soul Expression in Chemnitz ist dabei immer Thema.“

“Soul Expression” ist Teil des Internationalen Tanzfestivals in Chemnitz

Auch mit Petra Schuster stehen die Chemnitzer Breakdance-Formationen, wie unter anderem „The Saxonz“, zu der auch Dennis Weyreder gehört, noch immer im freundschaftlichen Austausch. Als diese davon hörte, dass die Rufe nach dem Event immer lauter wurden, entschied sie, dass sie die Soul Expression noch einmal aufleben lassen sollen – Hilfe kommt dieses Mal vom „Tanz|Moderne|Tanz“ e.V., der das Internationale Festival für zeitgenössischen Tanz vom 12. bis 23. Juni 2024 veranstaltet. „Mit Ballettdirektorin Sabrina Sadowska und ihren Tänzern arbeiten wir schon sehr lange zusammen, deswegen sind wir sehr froh und dankbar darüber, dass sie uns in das diesjährige Festivalprogramm mit aufgenommen hat.“

Impression der vergangenen „Soul Expression“. Foto: Soul Expression

Das Revival der Soul Expression soll dabei ganz im Zeichen des Austausches stehen. „Alle wieder in diesem Rahmen zusammenzubringen ist ein sehr seltenes Ereignis. Das sollte gefeiert werden“, freut sich Dennis Weyreder auf das große Wiedersehen. Gemeinsam mit Ludi Rockoon wird er durch den Abend moderieren. Ort des Geschehens ist das „Kraftwerk“ an der Kaßbergstraße 36 in Chemnitz. Einlass ist um 15.30 Uhr, los geht es ab 16 Uhr (Eintritt: 6 Euro pro Person, ermäßigte Preise für Kinder, Familien und Gruppen).

Motto: “Der Kampf hat begonnen – der Spaß hat gewonnen!”

Ein ebenso wichtiges Merkmal: bei der Soul Expression gibt es keine Preisgelder zu gewinnen. Auch Startgebühren werden nicht erhoben. Die Jury wird für jedes Battle aus drei anerkannten, erfahrenen Tänzern der Szene gebildet. „Während bei anderen Events gute Gruppen Geld erhalten und weniger gute Gruppen nicht, verzichten wir bei der Soul Expression bewusst auf diese Unterscheidung.“ Im Zentrum des Ganzen stehen die Tänzer, von Klein bis Groß wollen die Organisatoren allen eine Plattform geben, sich zu präsentieren. „Aus diesem Grund verzichten wir etwa auch auf die großen Show Acts. Der Spaß und das Miteinander standen bei dem Event schon immer im Mittelpunkt und diesen Ursprungscharakter wollen wir nochmal erzeugen.“
Für 2025 – dem großen Kulturhauptstadtjahr – gibt es bereits erste Überlegungen. „Aber darüber reden wir, wenn die Soul Expression vorbei ist“, lacht der 28-Jährige.
„Wichtig ist und bleibt, dass wir der Stadt und Europa zeigen, was die Chemnitzer Tanzszene international zu bieten hat. Das ist genau diese Kultur, von der viele reden, die Chemnitz in deren Augen angeblich nicht hätte – und wir haben sie und zeigen es auch nach außen hin.“

Mehr Informationen zum “Internationalen Festival für zeitgenössischen Tanz” gibts hier oder in der kommenden Ausgabe Ihres regionalspiegel.