Start Erzgebirge Jetzt #Ausbildungklarmachen
Artikel von: Andre Kaiser
28.06.2018

Jetzt #Ausbildungklarmachen

Foto: BA

Annaberg-Buchholz. Am Montag (02.07.2018) beginnen im Erzgebirge die Sommerferien und noch immer haben über 700 Jugendliche keinen festen Ausbildungsplatz. Gleichzeitig sind aber noch 914 Lehrstellen unbesetzt. Höchste Zeit also, aktiv zu werden. „Wer noch keinen Ausbildungsvertrag sicher hat, sollte sich jetzt sputen und seine Ausbildung klarmachen. Die Berufsberater kennen den regionalen Arbeitsmarkt, aktuelle Trends, Berufe und deren Zukunftschancen. Außerdem wissen sie, wo freie Lehrstellen zu finden sind und stellen auch den Kontakt zu Betrieben her“, appelliert Siegfried Bäumler, Chef der Agentur für Arbeit Annaberg-Buchholz. Besonders gute Chancen auf einen Lehrvertrag gibt es in Berufen, in denen die interessierten Bewerber rar sind. So suchen zum Beispiel Berufe des Lebensmittelhandwerkes, wie Bäcker und Fleischer sowie die entsprechenden Fachverkäufer Fleischerei und Bäckerei nach Bewerbern. Aber auch bei Berufskraftfahrern, Kaufleuten Groß- und Außenhandel, Straßenbauern, Elektronikern Betriebstechnik und Dachdeckern gibt es mehr freie Lehrstellen als Bewerber.

Ein brisantes Thema ist zudem die Nachwuchsgewinnung  in sozialen Berufen wie Erzieher/ in oder Altenpfleger/ in. Um dies zu bewerkstelligen, nutzt die Arbeitsagentur jede nur erdenkliche Möglichkeit, setzt zudem auf Aktionen zur frühen Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler, wie in diesem Jahr der Boys- & Girlsday wieder zeigte. Zur gegenwärtigen Situation in diesen Berufsfeldern sprachen wir mit dem Chef der Annaberger Arbeitsagentur.

Siegfried Bäumler, Leiter der Annaberger Arbeitsagentur
Foto: André Kaiser (Archiv)

WES: Herr Bäumler, der B&G-Day liegt jetzt schon wieder eine Weile zurück. Dennoch würden wir gern wissen, welchen Eindruck die Jugendlichen sowohl in der Kita, als auch im Seniorenheim in Bärenstein bei Ihnen hinterlassen haben.
Siegfried Bäumler: Ich habe viele interessierte junge Menschen gesehen, die mit Elan und Spaß bei der Sache waren.  Das war unser Anliegen, Jungen & Mädchen die Berufsbilder nahezubringen, in denen Sie sonst von ihrer Prägung und Sozialisation eher nicht zu Hause sind.  Das sind für Jungen sozial, pflegerische und für Mädchen eher handwerklich, technische Berufsbilder. Es freut mich, dass wir gemeinsam im Netzwerk diese Veranstaltung anbieten.

WES: Warum wurden für das diesjährige Projekt speziell die Berufe Erzieher und Altenpfleger gewählt?
Siegfried Bäumler: Allein für Altenpfleger suchen wir  mit Ausbildungsbeginn zum 1. August diesen Jahres 90 Interessenten, die diese dreijährige Ausbildung absolvieren.  Auch männliche Erzieher sind gefragt.  Sie müssen in der Regel nach der einjährigen Ausbildung zum Sozialassistenten noch eine dreijährige Ausbildung zum Erzieher nachweisen. Alles in allem sehr anspruchsvolle, aber auch interessante Berufe, die dringend benötigt werden.

WES: Die Jungs waren ja recht angetan von der Arbeit in der Kita und dem Altenheim. Warum tun sich junge Männer dennoch schwer, diesen Berufsweg einzuschlagen?
Siegfried Bäumler: Weil es eben ein auf den ersten Blick zunächst eher „nicht männlicher Beruf“ ist. Aber hier sprechen die drei Altenpfleger im Altenpflegeheim „Anton Günther“ für sich.  Alle drei  Männer haben sich für diesen Beruf entschieden, einer hat sogar in der Einrichtung seine Ausbildung absolviert und ist danach nahtlos in Beschäftigung gegangen.  Für viele ist es nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Neben den täglichen Herausforderungen, die dieser Beruf mit sich bringt,  geben die Menschen auch viel Anerkennung und Wertschätzung zurück.

Welche Maßnahmen wären Ihrer Meinung nach notwendig, um nicht nur Jungen, sondern überhaupt mehr Jugendliche für die beiden Berufe Erzieher und Altenpfleger zu begeistern?
Siegfried Bäumler: Eine frühzeitige Berufsorientierung ist wichtig und fängt meist schon im Elternhaus oder der Schule an. Wer beispielsweise schon zu Hause mit kleineren Kindern aufwächst, weiß um die vielfältigen Aufgaben, die damit verbunden sind.  Ebenso bieten Praktikas, Tage der offenen Tür oder auch der Girls und Boys Day interessante Einblicke in die Berufe.

WES: Und wie kann nun die Arbeitsagentur dahingehend helfen bzw. unterstützen?
Siegfried Bäumler: Wer noch Unterstützung bei der Berufswahl benötigt, kann auf unsere Berufsberater zugehen und sich informieren. Das geht beispielsweise zu den Schulsprechstunden oder auch bei einem persönlichen Gespräch unter vier Augen in der Arbeitsagentur. Ebenso lohnt es sich, unser Berufsinformationszentrum in der Agentur Annaberg-Buchholz oder die Seiten der Bundesagentur für Arbeit im Netz zu besuchen und sich schlau zu machen. www.dasbringtmichweiter.de  führt alle Seiten zusammen und bietet allen Schülern ein umfassendes Informationsangebot.

Hilfe und Unterstützung rund um das Thema Ausbildung und Beruf erfahren Jugendliche auch über die kostenfreie Servicerufnummer 0800 4 5555 00. Dort kann man einen Termin mit dem Berufsberater vereinbaren.