Start Chemnitz Textil-Firmen nicht nachhaltig genug
Artikel von: Redaktion
03.01.2024

Textil-Firmen nicht nachhaltig genug

Eine neue Nachhaltigkeits-Studie kommt zum Ergebnis: Kleine und mittlere Textilunternehmen haben deutlichen Nachholbedarf. Foto: pixabay.com

Eine neue Studie sieht deutlichen Nachholbedarf

Region. Kleine und mittlere sächsische Textilunternehmen haben in Sachen Nachhaltigkeit noch deutlichen Nachholbedarf. Ein Grundverständnis sei zwar vorhanden, heißt es in der Studie „Herausforderungen und Chancen durch Corporate Social Responsibility für die sächsische Textilindustrie“, welche das Chemnitzer Unternehmen Texulting GmbH gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen veröffentlicht hat. So sind 70 Prozent der sächsischen Textilunternehmen bereits im Bereich Nachhaltigkeit aktiv und 31 Prozent verfügen über eine oder mehrere entsprechende Zertifizierungen. Allerdings fehle es an konkretem Know-how und Anwendungen für das eigene Unternehmen. Zudem hätten nur 9 von insgesamt 256 Unternehmen einen offiziellen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Für die Studie hat das Chemnitzer Unternehmen Texulting von Ende 2022 bis Mitte 2023 Unternehmen und Branchenexperten befragt. Als kleine und mittlere Unternehmen (KMU) werden in Deutschland und der EU-Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von weniger als 50 Millionen Euro oder einer Jahresbilanzsumme von weniger als 43 Millionen Euro definiert.

Kleine und mittlere Unternehmen prägen sächsische Textilindustrie

Die sächsische Textilindustrie ist fast ausschließlich durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt, darunter auch Familienunternehmen mit langer Tradition. Knapp die Hälfte sind Klein- und Kleinstunternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten. Die Branche hat sich weitgehend auf die Entwicklung und Herstellung von Hightech-Produkten spezialisiert und kooperiert mit anderen Branchen. Der Studie zufolge wird Nachhaltigkeit trotz des seit Anfang des Jahres in Deutschland geltenden Gesetzes über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten nur von relativ wenigen Textilunternehmen umfassend gelebt.

„Das neue Gesetz ist zwar zunächst nur für Unternehmen mit mindestens 3000 Mitarbeitern bindend“, sagt Texulting-Geschäftsführer Prof. Markus Michael. „Durch die enge Lieferkette zwischen sächsischen und größeren berichtspflichtigen Unternehmen fallen die Regelungen aber auch auf die KMU zurück. Sie sind damit gezwungen, ihre Nachhaltigkeit als Zulieferer nachzuweisen.“ Die in Deutschland geltenden gesetzlichen Anforderungen würden in den nächsten Jahren durch verschärfende EU-Regelungen (z.B. zur CO₂ Bepreisung) ergänzt, ein entsprechendes Gesetz werde derzeit in der EU erarbeitet, heißt es in der Studie.

Neue EU-Verordnung zwingt Branche zu Anpassungen

In der Folge müssten sowohl Mode- und Bekleidungshersteller als auch Hersteller technischer Textilien ihre Strategien, Aktivitäten und Produkte anpassen und entsprechende Nachweise erbringen. „Es ist zu erwarten, dass Parameter wie CO₂-Ausstoß oder soziale Verantwortung ebenso wichtig werden wie der Preis oder technische Parameter“, so Michael weiter. Werden die ökologischen, sozialen und ökonomischen Chancen genutzt, bescheinigt die Studie der Branche ein deutliches Wachstumspotenzial. So könnte die Bruttowertschöpfung der Textilbranche im Jahr 2030 um 11,3 Prozent gegenüber 2020 steigen. „Nachhaltigkeit ist nicht nur ein ethisches Gebot, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor, der zu mehr Innovation, Qualität und Kundenzufriedenheit führt. Das ist auch auf andere Branchen übertragbar“, sagt Martin Witschaß, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Chemnitz.