Start Chemnitz Von Karamell, Kindheitserinnerungen und privaten Einblicken
Artikel von: Judith Hauße
14.10.2020

Von Karamell, Kindheitserinnerungen und privaten Einblicken

Marie Donike (l.) und Heidrun Preuß (r.) schauen sich gemeinsam die Bilderwand mit den Geschichten hinter den Kunstvermittlungen an. Fotos: Judith Hauße

„Als Kind hab ich mir, denn süße Nascherei gab es nur an besonderen Tagen, selbst Karamellbonbons hergestellt“, erinnert sich Heidrun Preuß als sie die aus karamellisiertes Papier hergestellte Collage von Anna Hentschel in der Galerie Private.Collectors.Room entdeckte. Es ist das Erinnern an bereits Vergessenes, das für sie den Reiz des Kunstwerkes ausmacht. Denn auch mit dem Titel „Der Börsenmakler“ erkennt Heidrun Preuß eine Verbindung. „Es hat mich wieder dazu motiviert, einmal wieder Heiner Müller zu lesen, nach dem „Börsenmakler“ zu suchen und ihn oder sein Wirken in der Collage zu finden.“

Die Chemnitzerin war lange Zeit nicht in der Stadt. Auf die Ausstellung in der Adelsbergstraße 4 stieß sie jedoch aus reiner Zufälligkeit. An einem verregten Sonntag. Ebenso zufällig fand sie dabei das Kunstwerk von Anna Hentschel, das, wie es erneut der Zufall an diesem Tag mit ihr scheinbar will, wahre Kindheitserinnerungen in ihr aufleben ließ. Inzwischen hat das Bild bei ihr zuhause einen festen Platz gefunden. „Als ob es schon immer dahin gehörte“, freut sie sich.

Galeristin Marie Donike, die gemeinsam mit Johannes Specks die etwas andere Galerie leitete, weiß: „Genau solche Geschichten haben wir uns erhofft. Es wurden lange, intensive Gespräche mit den Besuchern geführt, etliche E-Mails wurden ausgetauscht und letztlich hat sich für jeden das passende Kunstwerk finden lassen.“ Die junge Galeristen aus Köln kann sich noch an jedes Gespräch erinnern: Es ist ein freudiges „Hallo“, das durch die Ausstellung am Donnerstag (8. Oktober) hallt. Ein Wiedersehen mit vielen Geprächspartnern, denen sie ein Kunstwerk in den letzten acht Wochen vermittelt haben.

Gabriele und Eckart Roßberg haben das Foto gefunden, das sie gemeinsam mit ihrem Kunstwerk in ihrer Wohnung zeigt.

Auch an Gabriele und Eckart Roßberg kann sie sich noch ganz genau erinnern. Gemeinsam blickt das Ehepaar auf sein Foto, das sie zusammen mit ihrem Kunstwerk in der Wohnung zeigt. „Einen besseren Platz gibt es dafür nicht“, so Eckart Roßberg.

Der Chemnitzer Chronist dokumentiert seit vielen Jahren zahlreiche Projekte und Ereignisse auf dem Sonnenberg. Dazu zählt auch Kunst. Im Private.Collectors.Room stießen beide auf ein Kunstwerk von Osmar Osten. Gabriele und Eckart Roßberg kennen und mögen die Werke des 1959 in Karl-Marx-Stadt geborenen Künstlers. „Ein Werk von Osmar Osten wollten wir schon immer haben.“ Inzwischen hängt es in einem ihrer Zimmer und wird, so Eckart Roßberg, auch nicht mehr abgenommen.

Verteilt über viele Chemnitzer Stadtteile wurden die Kunstwerke vermittelt.

Insgesamt 50 Kunstwerke konnten in der Galerie vermittelt werden (WochenENDspiegel berichtete). Gekostet habe es die Interessenten nur einen privaten Einblick oder eine Geschichte, mit der sie das Kunstwerk verbinden. Das Kunstwerk bleibt beim neuen Besitzer, Foto und Geschichte wanderten nun zurück in die Galerie.

Das Projekt ist eine Initiative vom Klub Solitaer e.V. in Chemnitz: https://www.klub-solitaer.de