Start Chemnitz Bauernproteste: So lief der Tag in der Region
Artikel von: Björn Wagener
08.01.2024

Bauernproteste: So lief der Tag in der Region

Auch in Chemnitz kommt es zu Blockaden. Foto: WES

Protest gegen Agrarpolitik

Region. Bereits seit 5 Uhr blockieren Protestteilnehmer in der Region Straßen, Kreuzungen und Autobahnzufahrten. Wir haben die aktuellen Entwicklungen in der Region für Sie zusammengefasst.

Erzgebirgsklinikum trotz Protestaktionen voll funktionsfähig

Trotz einer Vielzahl an Straßensperrungen im Rahmen der heutigen Protestaktionen sind die Häuser des Erzgebirgsklinikums aktuell alle voll funktionsfähig. “Die meisten unserer Mitarbeiter wurden beim Vorzeigen ihrer Passierberechtigung durchgelassen, jedoch nicht alle”, so Geschäftsführer Marcel Koch. Während zur Frühschicht der größere Teil der notwendigen Mitarbeiter einen vorgezogenen Schichtwechsel gemacht hat und somit in den Häusern zur Verfügung stand, ist blickt man mit Sorge auf den Nachmittag. Dort fällt der Schichtwechsel in den vollen Umfang der Protestaktionen. „Wir appellieren an die Vernunft aller Protestierenden. Bitte lassen Sie sowohl Krankenhausmitarbeiter als auch Patienten passieren. Es besteht eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben unserer Patienten“, so Koch.

Foto: Linda Jilek

Stadtverwaltung Zwickau nach eigenen Angaben arbeitsfähig

Wie indessen die Stadtverwaltung Zwickau mitteilt, machen sich die Bauernproteste zwar auch in der Stadtverwaltung bemerkbar, hohe Ausfälle und Einschränkungen gibt es jedoch derzeit nicht. Alle kommunalen Einrichtungen haben, Stand 10:45 Uhr, regulär geöffnet. Auch im kommunalen Bauhof sowie der Berufsfeuerwehr Zwickau gibt es derzeit keine Einschränkungen.


Erzgebirgskreis teilweise lahm gelegt

Indessen geht für LKW-Fahrer am Autobahnzubringer der S258 zwischen Scheibenberg und Zwönitz nichts mehr. Protestierende Bauern und Speditionen blockieren die Staatsstraße gleich an mehreren Stellen. PKWs und Sprinter können die Blockaden jedoch im Gegensatz zu LKWs passieren. Wer die A72 bei Stollberg verlässt, kommt mit seinem Brummi derzeit maximal bis Zwönitz.

Auf der S258 geht derzeit gar nichts. Foto: Andre März

Bus- und Straßenbahnverkehr in Plauen eingestellt

Aufgrund der Bauernproteste ist der Straßenbahnverkehr und Stadtbusverkehr am 8. Januar 2024 ab 10.30 Uhr bis auf Weiteres komplett eingestellt, so das Unternehmen auf seiner Webseite.

Illegale Blockade aufgelöst

Gegen kurz nach 10 Uhr hat die Polizei nach eigenen Angaben eine nicht genehmigte Blockade an der Tankstelle in der Chemnitzer Straße aufgelöst. Die Kreuzung ist inzwischen wieder passierbar und der Verkehr rollt.

Bauernverband will Blockaden zeitiger auflösen

Nach eigenen Angaben haben mehr als 10.000 Traktoren, LKW und Transporter heute an 95 Standorten landesweit für Blockaden gesorgt. Als Dank für die gute Kooperation mit der Bevölkerung und mit Blick auf den Feierabendverkehr will man ab 15 Uhr die Proteste an den Autobahnauffahrten einstellen, so der Verband in einer Pressemitteilung.

MVZ-Praxen weitestgehend im Normalbetrieb

Trotz der Bauernproteste laufen die Praxen der Erzgebirgsklinikum MVZ gGmbH aktuell weitestgehend im Normalbetrieb, wie man seitens der Pressestelle mitteilt „Sowohl Patienten als auch Mitarbeiter wurden ohne Probleme durch die Blockaden durchgelassen“, so Franziska Gottschlich, Kaufmännische Leiterin der Erzgebirgsklinikum MVZ gGmbH. Dies sei auch auf die vorab ausgegebenen Passierscheine für alle Mitarbeiter zurückzuführen, sagt Praxismanagerin Nadine Richter aus Stollberg. „Einige meiner MFA wären ohne Passierberechtigung heute nicht bis zur Arbeit gekommen. Manche wurden mehrmals geprüft“, so Nadine Richter. Nur vereinzelt sei eine Praxis nicht voll besetzt bzw. suchten weniger Patienten als üblich das MVZ auf.

Kundgebung in Chemnitz

In Chemnitz kam es bei der Protestkundgebung von “Chemnitz steht auf” zur Zurschaustellung eines Galgens mit einer Ampel. Der Sächsische Bauernverband hatte sich im Vorfeld bereits von derartigen extremistischen Handlung distanziert. Befürchtungen, dass die Aktionen der Bauern durch Extremisten, wie etwa die Freien Sachsen oder durch die AfD gekapert werden, gab es bereits länger.

Foto: WES

Von der Brückenstraße hat sich zudem ein Demonstrationszug mit rund 600 Teilnehmern in Richtung Schlossteich und zurück zum Startpunkt in Bewegung gesetzt. Inzwischen hat sich auch der Chef der rechtsextremen Kleinstpartei Freie Sachsen, Martin Kohlmann, dem Protestzug angeschlossen.

RVE nimmt am Dienstag normalen Betrieb wieder auf

Wie der Regionalverkehr Erzgebirge mitteilt, bleiben aufgrund der Sperrungen durch die Bauernproteste heute alle Busse im Depot. Die Lage auf den Straßen lasse einen zuverlässigen ÖPNV nicht zu. Ab Dienstag startet man dann wieder in den regulären Betrieb. Störungen und Behinderungen seien jedoch auch da nicht ausgeschlossen. Fahrgäste werden gebeten sich vor Fahrtantritt sich über eventuelle Einschränkungen zu informieren.


Forderungen der Landwirte bleiben

Trotz der Einstellung der Proteste ab 15 Uhr bleiben die Forderungen der Landwirte jedoch erhalten, wie der Regionalbauernverband Erzgebirge mitteilt. Man fordert nach wie vor die vollständige Rücknahme der Steuererhöhungen. Man fordert die Politik auf, auf die Worte der Bauern zu hören und ihre Nöte anzuerkennen. Würde man dies tun, seien derartige Proteste nicht notwendig, so der Verband weiter. Gleichzeitig bedankt man sich jedoch auch bei der Polizei, welche nach Aussage des Verbandes kooperativ die Proteste begleitet hat. Weiterhin bedankt man sich bei tausenden Landwirten, Handwerken und sonstigen Unterstützern.

Allein in Marienberg zählte man nach eigenen Angaben rund 1.000 Teilnehmer mit 650 Fahrzeugen. Im Laufe der Woche sollen weitere Aktionen folgen. Für den 15. Januar plant man eine Fahrt zur Demonstration nach Berlin.