Start Warum läuft die FDP unter "Sonstige", Herr Malorny?
Artikel von: Sven Günther
28.02.2024

Warum läuft die FDP unter „Sonstige“, Herr Malorny?

„Ich will Licht ins schwarze Dunkel bringen, der gelbe Scheinwerfer sein. SPD und Grüne schaden dem Freistaat und das Gebaren an den politischen Rändern macht es auch nicht einfacher“, sagte Robert Malorny auf dem Landesparteitag der FDP. Foto: Till Bunzel
„Ich will Licht ins schwarze Dunkel bringen, der gelbe Scheinwerfer sein. SPD und Grüne schaden dem Freistaat und das Gebaren an den politischen Rändern macht es auch nicht einfacher“, sagte Robert Malorny auf dem Landesparteitag der FDP. Foto: Till Bunzel

Robert Malorny (FDP): Der gelbe Scheinwerfer

Region. „Sachsen braucht Tempo. Sachsen braucht Bessermacher.“ Mit diesem Slogan stellte sich Robert Malorny beim Landesparteitag der FDP den Mitglieder vor, rief zum Frontalangriff auf die Landesregierung auf. „Ich will Licht ins schwarze Dunkel bringen, der gelbe Scheinwerfer sein.“
Robert Malorny wurde 1979 in Dresden geboren. Von 1998 bis 2006 war er Zeitsoldat und verließ die Bundeswehr als Oberleutnant. Anschließend studierte Malorny an der Hochschule für Technik und Wirtschaft.
Er schloss das Studium 2010 als Diplomingenieur (FH) für Produktionstechnik ab. Nach leitenden Tätigkeiten im Maschinen- und Anlagenbau ist er seit 2018 Bereichsleiter bei einem ostsächsischen Automobilzulieferer.

Der WochenENDspiegel stellt führenden Politiker der Parteien zum Auftakt ins Wahljahr kritische Fragen. Nach CDU-Generalsekretär Alexander Dierks folgte Sabine Zimmermann, die in Sachsen für das Bündnis Sahra Wagenknecht federführend ist. Anschließend antwortete Jörg Urban, der Chef der sächsischen AfD. Zuletzt antwortet mit Susanne Schaper.
Der Spitzenkandidat der sächsischen FDP gab dem WochenENDspiegel dieses Interview.

Ist die Zeit der FDP vorbei?

WOCHENENDSPIEGEL:
Ein Jegliches hat seine Zeit, sagt der Prediger Salomo in der Bibel – und singen die Puhdys. Ist die Zeit für die FDP abgelaufen, wenn immer mehr Wähler aus der Mitte an die Ränder streben?

ROBERT MALORNY:
Ganz im Gegenteil! In einer herausfordernden Zeit multipler Krisen haben es die Populisten am rechten und linken Rand natürlich einfacher, mit leichten Antworten zu überzeugen.
Ich sage den Menschen aber klar: das sind Seelenfänger. Was unser Freistaat braucht ist eine nüchterne, aber nachdrückliche politische Kraft, die Lehrermangel, Wirtschaftsstillstand und lähmende Bürokratie angeht. Problemlöser statt Populisten – das ist die FDP und sie wird dringend gebraucht.

WOCHENENDSPIEGEL:
Bei der letzten Wahlumfrage wird die FDP gar nicht mehr genannt, sondern läuft unter „Sonstige“. Ist das nicht die Höchststrafe?

ROBERT MALORNY: Als Liberale sind wir schwankende Umfragewerte gewöhnt. Im Gegensatz zu anderen politischen Kräften haben wir kein festes, loyales Wählerklientel. Sondern wir müssen die Menschen immer wieder aufs Neue mit unseren Ideen und Lösungen überzeugen – das liegt in der Natur der Sache.

FDP zwischen drei und fünf Prozent

Werte zwischen drei und fünf Prozent können uns natürlich nicht zufriedenstellen. Aber letzten Endes sind Umfragen für uns nicht ausschlaggebend. Wir treten mit Ideen für den Freistaat an und ich bin optimistisch, dass wir die Sachsen davon auch überzeugen werden.

WOCHENENDSPIEGEL:
Warum gelingt es den Liberalen in Sachsen nicht, wahrgenommen zu werden? Haben Sie die falschen Inhalte oder das falsche Personal?

ROBERT MALORNY: Die FDP wird in Sachsen wahrgenommen – nicht zuletzt in den zahlreichen Kommunen, in denen Liberale als Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte die Stellung halten und für Freiheit, starke Wirtschaft und unkomplizierte Verwaltungen kämpfen.

Malorny: Freistaat geht nur mit der FDP

Malrny weiter: Und im Landtag ist doch für jeden vernunftbegabten Bürger ersichtlich, dass die Stimme der Freiheit schmerzlich fehlt. Die Regierungsbank ist voller bequemer Drückeberger und im Plenum gibt es niemanden mehr, der im Zweifel die unangenehmen Fragen stellt und verhindert, dass die Staatsregierung den Freistaat zum Selbstbedienungsladen am Portemonnaie der Bürgerinnen und Bürger macht.
Sachsen ist festgefahren und braucht den Befreiungsschlag – Freistaat geht nur mit Freien Demokraten.

WOCHENENDSPIEGEL:
Sie sind als Spitzenkandidat der FPD auch weitgehend unbekannt, haben noch nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag und keine Homepage. Wie wollen Sie es schaffen, in die Köpfe und Herzen der Wähler zu kommen?

ROBERT MALORNY: Genau wie unser gesamtes Team, stehe ich mitten im Berufsleben. Im Gegensatz zum Ministerpräsidenten kann ich so meinen Wahlkampf natürlich nicht in der Arbeitszeit machen, sondern nach Feierabend und am Wochenende.
Der Vorteil ist aber, dass ich nicht aus der politischen Echokammer komme, sondern aus dem praktischen Alltag. Wir sind Vollzeitberufler und Vollzeitehrenamtler, wir sind Ärmerlhochkrempler und Lautaussprecher, wir machen es uns nicht einfach, wir sprechen an, was anzusprechen ist.
Unser Freistaat braucht eine neue Generation von Sachsenpolitikern, die die Sorgen und Wünsche der Bürger aus der eigenen Erfahrung kennt. Den Wikipedia-Eintrag können wir dann immer noch nachschieben.

Warum ist die FDP nicht noch neo-liberaler?

WOCHENENDSPIEGEL:
Wäre es nicht erfolgversprechender, sich wirklich auf die Positionen der reinen Marktwirtschaft zu stellen, die Fördermittelpolitik nicht zu unterstützen und die Bürger selbst in die Verantwortung zu nehmen? Als konsequent neoliberal hätte die FDP eine eigene Haltung und wäre vielleicht nicht unter „Sonstige“ zu finden…

ROBERT MALORNY: Wir haben als FDP einen klaren, liberalen Wertekompass. Und aus dem leiten sich unsere Forderungen und Visionen ab.
Der Leitspruch lautet – so wenig Staat, wie möglich und so viel Freiheit, wie möglich. Wir wollen, dass die Sachsen als Macherinnen und Anpacker nicht übermäßig vom Staat gegängelt werden, sondern ihr Schicksal selbst in der Hand haben.
Das nimmt den Angestellten genauso mit, wie die Handwerkerin oder den Unternehmer. Bei Fördermitteln, staatlichen Mehrausgaben und neuen Vorschriften schaut die FDP besonders genau hin, was nötig ist und was nicht. Das heißt, die konsequente Haltung ist da und steht am 1. September auf dem Wahlzettel.

FDP will Rundfunkbeitrag halbieren

WOCHENENDSPIEGEL:
Können Sie mir drei Positionen nennen, die die FDP allein hat?

ROBERT MALORNY:

  1. Was bremst muss weg – Wir wollen den Vorschriftendschungel in Sachsen komplett auf den Prüfstand stellen und alles, was über Gebühr belastet, herausstreichen.
  2. Lehrermangel und Unterrichtsausfall lösen wollen viele, aber wir sind die Partei mit einem konkreten, dreistufigen Plan – kurzfristig Lehrkräfte aus der Verwaltung abziehen, mittelfristig die Autonomie der Schulen erhöhen und Digitalisierung sinnvoll in den Unterricht einbinden, langfristig die Lehrerausbildung praktischer und regionaler machen.
  3. Rundfunkbeitrag halbieren – der ÖRR muss sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren. Das entlastet die Bürger.